Ekel
Buch und Regie
„Dokumentarfilm zu drehen heißt, die Kamera dahin zu richten, wo es weh tut, auch wenn man lieber wegschauen würde.
Wegschauen – das ist in vielen Szenen auch die Reaktion des Publikums, das mit Christa Pfafferotts Dokumentarfilm „Ekel“ konfrontiert wird. Der Film präsentiert eine Reihe von Situationen, die den Zuschauer an die Grenzen seiner Belastbarkeit führen, aber ihm auch ein großes emotionales und gedankliches Spektrum öffnen. Dabei geht der Film über bloßen Voyeurismus heraus. Er will vielmehr in Erfahrung bringen, woher das Gefühl des Ekels kommt. Er stellt die Frage nach der Entfremdung des modernen Stadtmenschen von den archaischen Härten des Lebens.
Regisseurin Christa Pfafferott gelingt ein interessantes Experiment. Sie provoziert, indem sie etwas Natürliches darstellt. Sie entlarvt die Oberflächlichkeit einer Gesellschaft, die so sehr vom Verlangen nach Schönheit und Ästhetik geprägt ist, dass alles Raue, Hässliche sie nur erschreckt. Sei es nun Fußpilz, die Fütterung einer Schlange oder nur die Berührung durch einen anderen Menschen.
„Ekel“ ist eine Herausforderung, die einer Mutrpobe gleichkommt. Und welche Meinung man als Zuschauer auch immer zu den gezeigten Bildern hat: Dieser Film lässt niemanden kalt. Es ist ein Film, über den man redet.“
Jurybegründung: Förderpreis der Baden-Württembergischen Filmindustrie, Lobende Erwähnung Kategorie Dokumentarfilm